Wladimir Putin hat diesen Krieg in der Annahme begonnen, dass vier Dinge zutreffen: (1) seine Armee ist stark; (2) die ukrainische Armee ist schwach; (3) die russischsprachige Ukraine unterstützt ihn; und (4) der Westen ist schwach und uneinig.

In allen vier Punkten hat er sich verrechnet. Insbesondere haben sowohl die USA als auch Europa bereits am dritten Tag des Krieges Sanktionen gegen die russische Zentralbank und ihre riesigen Währungsreserven verhängt. Dadurch wurde Putin im Wesentlichen seines riesigen Bargeldvorrats beraubt.

Andererseits hat er angesichts der hohen Ölpreise weiterhin einen täglichen Zufluss von etwa 1 Milliarde Dollar aus seinen Öl- und Gaseinnahmen, was ihm einen Zahlungsbilanz- und Haushaltsüberschuss beschert. Der größte Teil dieses Geldes kommt aus Europa. Europa hat viel getan, um den Freiheitskampf der Ukraine zu unter­stützen. Allerdings schickt es wesentlich mehr Geld nach Russland als in die Ukraine.

Europa hat viel getan, um den Freiheitskampf der Ukraine zu unterstützen. Allerdings schickt es wesentlich mehr Geld nach Russland als in die Ukraine.

Einige Regierungen argumentieren, dass Europa sich ein Ölembargo nicht leisten könne. Das ist unzutreffend: Die meisten quantitativen Studien weisen darauf hin, dass die Kosten eines Embargos für Europa zwar erheblich, aber nicht katastrophal sein werden.

Am besten brachte es der italienische Ministerpräsident Mario Draghi auf den Punkt, als er sagt, dass wir zwischen Frieden und Klimaanlage wählen müssen. Später erläuterte er dazu, dass weitere griffige Sanktionen Europa zwar teuer zu stehen kommen, die Kosten aber auch verkraftbar sind.

Sergei Guriev, Professor für Wirtschaftswissenschaften, Sciences Po, Paris, und ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

 

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