Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Europas – absolut und pro Kopf. Warum importieren wir immer noch russische Energie?

Standardargument 1: „Ohne russische Energie brechen unser BIP/Mittelstand/Großunternehmen zusammen.“ Richtig ist: Selbst die pessimistischste Wirtschaftsanalyse prognostiziert „nur“ einen Rückgang des BIP um sechs Prozent. Das entspricht in etwa der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Rezession im Jahr 2020 und ist daher verkraftbar.

Standardargument 2: „Wenn wir keine russische Energie kaufen, tut es China. Insgesamt wird sich nichts ändern.“ Richtig ist: China kann die deutschen Importe kurzfristig nicht ersetzen. Der Erlös für russische Energieexporte würde also deutlich sinken.

Worum geht es also in der deutschen Diskussion in Wirklichkeit? Die Politik befürchtet, dass der entscheidende deutsche „Medianwähler“ schon unter dem geringsten Wohlstandsverlust leiden würde. Das ist auf Dauer keine nachhaltige Strategie!

– Erstens: Frieden, Freiheit und eine pluralistische Gesellschaft haben ihren Preis – Deutschland kann nicht länger auf Kosten der USA Trittbrett fahren!

– Zweitens: Deutschlands Einspar- und Substitutionspotenziale sind riesig! Senken wir die Raumtemperatur zu Hause und in Bürogebäuden! Nutzen wir Katzenwäsche statt langes Warmduschen! Gehen wir jede Strecke bis zu 6 km zu Fuß! Reisen wir in die Nähe statt in die Ferne! Nehmen wir Atomenergie statt Kohle, Öl und Gas! Akzeptieren wir Windmühlen in unseren Gärten und überall sonst!

Unsere Enkel werden uns nach unserem persönlichen Einsatz gegen Putins Kriegsverbrechen fragen. So wie wir unsere Großeltern nach ihrem persönlichen Kampf gegen Hitlers Völkermord gefragt haben. Was wird unsere Antwort sein?

 

Prof. Dr Britta Kuhn lehrt VWL/International Economics an der Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain.

 

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